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SolidarMed

Trotz ermutigenden Erfolgen: Noch ist HIV/Aids nicht besiegt.

Vor 10 Jahren brach mit HIV/Aids eine noch nie dagewesene Epidemie über das südliche Afrika herein. Das schwache Gesundheitssystem in den Projektregionen von SolidarMed wurde auf eine harte Probe gestellt. Dank SMART bieten Pflegekräfte heute auch in ab gelegenen Gesundheitszentren die komplexe HIV/Aids-Therapie an. HIV ist kein Todesurteil mehr, dennoch muss der Kampf gegen das Virus fortgesetzt werden.

Wahrscheinlich steckte sie sich an, kurz bevor sie schwanger wurde. Endlich ein Kind! Sie ging zur Vorgeburtssprechstunde, machte den Syphilistest. Alles in Ordnung. Das Baby wuchs, begann zu strampeln. Es gab weder HIV-Tests noch Medikamente noch ein Labor. Niemand hätte je an Aids gedacht! Während der Schwangerschaft begann sie zu husten. Sie gebar Zwillinge. Nach der Geburt bekam sie Krampfanfälle und starb an Tuberkulose. Ihr Ehemann verliess das Dorf, die Zwillingswaisen blieben bei Verwandten, wurden gestillt von einer Nachbarin. Das erste Kind2005 starb nach drei Tagen mit Durchfall, das zweite kurz daraufnach einer Woche Fieber.

HIV war ein Tsunami
Dies ist keine erfundene Geschichte. Noch vor zehn Jahren passierte sie in Moçambique, Zimbabwe, Lesotho und Tanzania immer und immer wieder. Was diese Geschichte nicht zeigt, ist das menschliche Leid. Gefühle und Schmerzen von Müttern und Kindern, ihre fragenden Augen sind kein Thema. HIV fegte im Jahr 2002 wie ein Tsunami über da südliche Afrika hinweg – eine moderne Pest – traf Menschen und Länder unvorbereitet mit voller Wucht. Dörfer starben aus und eine ganze Generation fand den Tod. Ein Heer von Aidswaisen wuchs heran. Vor zehn Jahren war Aids für 25 Millionen infizierte Menschen in Afrika das sichere Todesurteil.

Erfolgreich in den Spitälern
Vor diesem Hintergrund startete SolidarMed zusammen mit seinen Partnern vor Ort im Jahr 2004 ein Programm, um Menschen mit HIV im ländlichen Afrika eine Perspektive zu bieten. Tatkräftig unterstützt von der DEZA, dem Liechtensteinischen Entwicklungsdienst, Schweizer Fachärzten und der Universität Bern wurden in einer ersten Phase zunächst die Grundlagen geschaffen: Die Möglichkeit in vertraulicher Umgebung einen HIV Test zu machen, Blut in einem Labor zu untersuchen, Patienten mit antiretroviralen Medikamenten zu behandeln, Gesundheitsberatungen im Gesundheitszentrum und Dorf anzubieten, schwangere Frauen zu beraten. Dafür wurden zahlreiche Gebäude saniert, medizinisches Personal ausgebildet, Geräte angeschafft, Register entworfen, Medikamente bereitgestellt oder Freiwillige geschult. Das Programm war viel beachtet, erfolgreich und ermöglichte tausenden von Menschen trotz der Krankheit zu leben.

Zu den Patienten in abgelegenen Gebieten
Doch die Patienten weitab der grossen Spitäler konnten die Behandlungszentren nicht erreichen, der Weg war zu weit. SolidarMed hat sich deshalb in einer zweiten Phase dafür eingesetzt, Vorbeugung, Behandlung und Pflege näher zu den Patienten zu bringen. Und schliesslich wurde die Behandlung derjenigen in den Mittelpunkt gestellt, welche die Stützen und Zukunft der Gesellschaft sind: Frauen und kleine Kinder. Bei allen Aktivitäten hat SolidarMed dabei immer auch die Gesundheitssysteme als Ganzes unterstützt und gestärkt.

Das Glas ist halbvoll
Heute erhalten dank SolidarMed über 16000 Patienten die lebensrettenden HIV-Medikamente. Das ist bereits knapp die Hälfte derjenigen, die eine Behandlung in den abgelegenen Programmgebieten benötigen. Die Chance, Vorbeugung und Behandlung auch den restlichen HIV-positiven Menschen anzubieten, ist dabei so gross wie nie zuvor: Technische, wissenschaftliche und medizinische Entwicklungen haben den Bereich rasant und stark verändert. HIV kann heute effektiv behandelt und die Übertragung der Krankheit wirksam verhindert werden. An diesem Ziel orientiert sich auch SolidarMed: Vorbeugung, Qualität, Verbesserung und Innovation stehen im Zentrum der Programme.

Den Weg konsequent weitergehen
SMART hat tausenden von Menschen im ländlichen Afrika die Chance gegeben trotz HIV/Aids ein normales, produktives Leben zu führen und gesunde Kinder zu gebären. Dieses Engagement muss bestehen bleiben, damit alle Patienten die benötigte Therapie erhalten. Im Kampf gegen HIV/Aids ist man nahe daran, eine einst übermächtige Krankheit – die schlimmste Epidemie seit Menschen gedenken – in absehbarer Zeit unter Kontrolle zu bringen. Dafür muss der eingeschlagene Weg aber konsequent weiter gegangen werden. Für Millionen von Menschen in ärmsten Verhältnissen ist dies entscheidend. (SolidarMed aktuell, August 2013)

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