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Aidsbetroffene: Lautstarker Protest, statt stilles Leiden
FEPA

Aidsbetroffene: Lautstarker Protest, statt stilles Leiden

Im Interview mit fepa gibt J. Mavundu einen Einblick in die aktuellen Probleme bei der Aids-Bekämpfung in Zimbabwe und stellt das innovative advocacy-Konzept von BHASO vor.

Von den rund 34 Millionen HIV-positiven Menschen weltweit haben nur 47% Zugang zu lebensrettenden Medikamenten. In Zimbabwe, wo rund 1 Million Erwachsene und 150 000 Kinder mit dem Virus infiziert sind, könnten es sogar noch weniger sein. Mit der bevorstehenden Kürzung der Gelder aus dem Global Fund, welche in der Vergangenheit wesentlich zur Eindämmung der Pandemie beigetragen haben, droht die Situation wieder ausser Kontrolle zu geraten. Dies gilt es zu verhindern. An der Tagung der schweizerischen Fachplattform aidsfocus.ch vom 17. April 2012 in Bern kamen deshalb Vertreter von NRO (Nichtregierungsorganisationen) aus dem Norden und Süden zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und mögliche Handlungsstrategien zu entwerfen. Einer der Referenten war Joshua Mavundu, der Advocacy-Beauftragte von Batanai, der langjährigen fepa-Partnerorganisation in Zimbabwe. Marisa Fricker hat ihn zu seinen Erfahrungen bei der Bekämpfung von HIV/AIDS in Zimbabwe befragt.

Joshua, was ist deine persönliche Motivation für die Arbeit mit HIV/AIDS?

Ich wurde 2006 positiv auf HIV/Aids getestet. Diese persönliche Konfrontation mit der Krankheit bewegte mich dazu mehr über das Virus zu erfahren. Ich gründete eine Selbsthilfegruppe, die bald 74 Mitglieder umfasste. Batanai, welche die Selbsthilfegruppen in der Provinz Masvingo koordiniert, stellte uns einen Ort für unsere Treffen zur Verfügung. Später nahm ich an Batanai-Ausbildungen teil und wurde zum HIV/Aids-Aktivisten ausgebildet. Als Freiwilliger von Batanai war ich täglich mit anderen Betroffenen im Kontakt und wurde mit ihren Problemen und Anliegen vertraut. Vor zwei Jahren stellte mich Batanai dann als Verantwortlichen für Gender und Advocacy ein.

Du weilst zurzeit in der Schweiz um Akteure im Bereich Gesundheit und Entwicklungszusammenarbeit über das Advocacy-Konzept von Batanai zu informieren. Kannst Du erklären worum es da geht?

Wir ermächtigen die Menschen an der Basis dazu für ihre Rechte einzutreten. Die Selbsthilfegruppen werden dazu befähigt, ihre Anliegen so vorzutragen, dass sie auf politischer Ebene Gehör finden. Dazu führt Batanai mit den Mitgliedern der Selbsthilfegruppen Ausbildungen durch und vermittelt ihnen das Wissen und die Fähigkeiten, die sie brauchen, um anwaltschaftlich für ihre Interessen einzutreten. Nach der Ausbildung wissen unsere AktivistInnen Bescheid über medizinische Fragen wie Medikamente und Diagnose, aber auch über Rechtliches, Organisations- und Kampagnenführung sowie Lobbying. Auf diese Weise werden sie selbst zu Ausbildnern, die ihr Wissen an Dritte weitergeben. Alle Mitglieder der Advocacy-Teams von Batanai bekennen sich zu ihrem Status und fungieren als Vorbilder für ihr Umfeld.

Auf welcher Ebene kann Advocacy denn etwas bewirken?

Advocacy kann sicherstellen, dass Menschenrechte, in unserem Fall das Recht auf Gesundheit, garantiert und umgesetzt werden. Wenn die Menschen ihre Unzufriedenheit ausdrücken und offen auf ihrem Recht auf Gesundheit beharren, werden die Regierung und die lokalen Gesundheitsbehörden dazu angehalten die verlangten Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen.

Wo siehst Du den grössten Handlungsbedarf im Kampf gegen Aids in Zimbabwe, wie auch weltweit?

Wenn wir unser Ziel, die Infektions- und Aidssterberate auf null zu reduzieren, tatsächlich erreichen wollen, sind noch viele Hürden zu überwinden. In Zimbabwe gibt es zurzeit einen grossen Mangel an diagnostischen Geräten. Das Gesundheitssystem ist zudem stark zentralisiert und viele Leute auf dem Land müssen grosse Distanzen zurück legen bis zur nächsten Klinik. Deswegen führen wir momentan Dezentralisierungs- Kampagnen durch.

Des weiteren stellt sich das Problem des Braindrain – viele Ärzte und andere medizinische Fachpersonen haben das Land nach dem Zusammenbruch des Zimbabwe-Dollars im Jahr 2009 verlassen und Arbeit in Europa oder Amerika gesucht.

Die Schweiz, und Basel insbesondere, sind Schlüsselorte für die Herstellung von Aidsmedikamenten. Wie kann die Schweiz, wie können wir euch unterstützen?

Bei der Herstellung von Aidsmedikamenten sollte der Profit nicht im Vordergrund stehen. Vielmehr sollte es darum gehen, Medikamente von guter Qualität zu produzieren, die für die Betroffenen in den Ländern des Südens erschwinglich sind. Schweizer NRO können die Firmen und die Regierung dazu anhalten, dieser Forderung und moralischen Verpflichtung nachzukommen. Ausserdem haben viele der wichtigen globalen Akteure im Gesundheitsbereich, wie zum Beispiel die WHO (World Health Organisation), ihren Sitz in der Schweiz. Diese Nähe könnt ihr nutzen um auf deren Agenda Einfluss zu nehmen. (fepa Mitteilungsblatt Mai 2012, S. 3)

 

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