Oktober 2017

30.10.2017

Ein Hashtag mit Folgen?

Liebe Leserinnen und Leser,

Der Hashtag #metoo („Ich auch“) erregt gerade die weltweite Aufmerksamkeit und offenbart das Ausmass an sexueller Belästigung, Nötigung und Vergewaltigung von Frauen. Frauen aus aller Welt machten in den letzten Tagen ihre Erfahrungen mit sexueller Gewalt in den Sozialen Medien öffentlich. Es sind so viele und der Aufschrei kommt mit Wucht! Hintergrund ist der Skandal um den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein, der Frauen aus dem Filmgeschäft sexuell belästigt oder vergewaltigt hat.

Sexismus, Gewalt, frauenfeindliche Äusserungen und Handlungen gehören auch noch im 21. Jahrhundert zum Alltag von Frauen auf der ganzen Welt. Sogar ein US Präsident kann seinen Sexismus ungeniert öffentlich kundtun. Dessen frauenfeindliche Äusserungen und Einstellungen spiegeln sich verheerender weise auch in seiner Politik wieder, zum Schaden von Millionen von Frauen und Mädchen. Kaum im Amt, führte Trump die „Global Gag Rule“ wieder ein (MMS Nachrichten vom 7.02.17) und weitere Ankündigungen Trumps, ab sofort sämtliche Zahlungen an den Bevölkerungsfond der Vereinten Nationen (UNFPA) zu streichen, wurden mit Entsetzen aufgenommen. Diese Entscheidungen haben nicht nur weiterreichende Auswirkungen auf die sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte von Frauen und Mädchen, sondern auch auf die HIV/Aidsprävention, die in diese Programme integriert ist: Keine Aidsaufklärung, keine Verhütungsmittel, keine Sexualberatung! Ein herber Schlag gegen hart erkämpfte Frauenrechte und eine Verletzung des Rechts auf freie Entscheidung.

UNAIDS Erfolgskurs ist in Gefahr

Es könnte sich auch als herber Schlag für UNAIDS erweisen und den Erfolgskurs der letzten Jahre zunichte machen. Noch ist UNAIDS-Direktor Michel Sidibé zuversichtlich, dass die Kürzungen im US-Kongress keine Mehrheit finden, doch auch ihm ist klar, werden die Mittel für PEPFAR und den Global Fund wie angekündigt zusammengestrichen, dann droht die Epidemie erneut aus dem Ruder zu laufen (Interview in Global Health Now: HIV/AIDS: „From Despair to Hope“). Wieder werden vor allem junge Frauen die Leidtragenden sein. Mit 300'000 Neuinfektionen im Jahr 2016 immer noch überproportional von der HIV-Infektion betroffen und von den Präventionsprogrammen ungenügend erreicht, wird sich ihre Situation und ihre physische und psychische Gesundheit weiter verschlechtern.

Jetzt wäre ein Aufschrei der Betroffenen nötig! Warum nicht in einem Hashtag, der um die ganze Welt geht?

Lesen Sie ausserdem in unserem eindrücklichen Thema des Monats, wie sich eine Depression auf eine Aids-Erkrankung auswirkt und wie die Infektion umgekehrt zu psychischen Problemen führen kann.

Martina Staenke
Mitarbeiterin Kommunikation Medicus Mundi Schweiz
mstaenke@medicusmundi.ch