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Prävention und HIV-Test an der Schule
Prävention mit Theater und HIV-Test in Westkenia

Prävention und HIV-Test an der Schule

In ausgewählten Primar- und Sekundarschulen im Distrikt Mumias, der Provinz Westkenias, klärt SAIPEH, der Projektpartner von Aids & Kind altersgerecht über die Risiken der HIV-Übertragung und den Krankheitsverlauf auf. Anhand eines Theaters thematisiert SAIPEH die Konsequenzen der falschen Vorstellungen rund um HIV. Der traditionelle Glaube ist in Kenia nach wie vor weit verbreitet. HIV wird als Fluch betrachtet. Die Konsequenzen sind verheerend: Abbruch der Therapie, was zum schnellen Tod der Elterngeneration führt, Verstossung der Aidswaisen, Verweigerung des Testens. Die Mehrzahl der Kinder in den ländlichen Gebieten Kenias wächst mit diesem Glaubenshintergrund auf. 2012 konnten insgesamt über 20600 Schülerinnen und Schüler an 18 Primarschulen und 9 Sekundarschulen erreicht werden. Im Frühjahr 2013 besuchte die Geschäftsleiterin von Aids & Kind das Projekt.

 

Nach anstrengender Fahrt in schwülfeuchter Hitze über bucklige, rutschige Lehmpisten biegen wir auf das Gelände der St. Anne’s Indangalasia Primar- und Sekundarschule in Mumias ein. Unter und neben dem schattenspendenden grossen Baum sitzen hunderte von Kindern jeden Alters in ihren Schuluniformen und gucken auf ein schattenspendendes Zelt, in dem sich ein paar Erwachsene aufhalten. Der Generator brummt und aus den Lautsprechern erklingt fröhliche Musik.

Dass die alten, abgeschrammelten Instrumente und Verstärker der SAIPEHs Theatergruppe, die im Auftrag von Aids & Kind hier Gesundheitsschulung, Sexualaufklärung und HIV-Prävention machen, einen derart tollen Sound hergeben, ist überraschend. Das Schlagzeug hat gesprungene Felle, die Gitarre ist uralt. Der Hauptsänger legt sich mächtig ins Zeug und zieht mit seinen Liedgeschichten in Swahili die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. Die Lieder handeln von HIV/Aids, falschen Ideen bezüglich der Übertragung des Virus, TB und Malaria und sie thematisieren Vorurteile bezüglich Infizierter. Diese Präkonzepte hat SAIPHE im Vorfeld der Veranstaltung – in Zusammenarbeit mit der Lehrerschaft – durch einen Test erhoben. Jetzt werden sie bespielt und besungen und den Kindern und Jugendlichen ebenso wie den Lehrerinnen und Lehrern erklärt was Sache ist.

Besonders viel Gelächter und Applaus erntet ein Sketch, in dem ein Lehrer besserwisserisch auftritt und die fehlerhaften Präkonzepte im Streit mit seiner Ehefrau vertritt. Sie stellt ihn richtig und schickt ihn unerbittlich zum HIV-Test. Seine Überheblichkeit verfliegt und macht purer Angst platz, als sich herausstellt, dass er HIV-positiv ist. Geschickt sind zusätzlich zu den Präventionsbotschaften auch die Themen Stigma, Krankheitsverlauf und Adhärenz in die einzelnen Sketches eingebaut. Und selbst das Thema versuchter Missbrauch von Schülerinnen durch Lehrkräfte kommt sehr realistisch auf dem Tisch.

Während die Show für die Kinder und Jugendlichen läuft, wird in einem der Schulzimmer an vier Stationen diskret auf HIV getestet. Es ist eindrücklich zu erleben, wie die Dorfbevölkerung schon nach den ersten Tönen aus dem Verstärker auf das Gelände strömt. Männer und Frauen verschiedensten Alters stellen sich in eine Schlange vor dem Schulzimmer ebenso für den Schnelltest an wie auch die älteren Schulkinder. Nur wer ums seine Infektion weiss, erhält Zugang zu den lebensrettenden Medikamenten. Und jeder Erwachsene, der dank der Medikamente für die Kinder seiner Familie sorgen kann, zählt. Kinder ohne den elterlichen Schutz haben kaum eine Chance auf ein Überleben und auf eine Zukunft ohne Prostitution und Sklaverei.

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