Neue Medikamente in Sicht?
Die HIV-Therapie dauert lebenslänglich. Selbst geringe Nebenwirkungen können langfristig unangenehme Folgen haben und die Lebensqualität empfindlich beeinträchtigen. Das Ziel heisst deshalb: Neue Therapien müssen gleich wirksam, aber langfristig besser verträglich sein. In den kommenden Jahren werden Medikamente auf den Markt kommen, welche die HIV-Therapie-Palette erweitern.
Auf keinem anderen Gebiet wurden in so kurzer Zeit so grosse Erfolge erzielt wie in der HIV-Forschung. 1983 entdeckten Luc Montagnier und Robert Gallo das HI-Virus als Ursache für Aids, 1987 stand bereits der erste Wirkstoff gegen HIV (AZT) zur Verfügung. Seither sind in schneller Folge weitere Medikamente hinzugekommen, heute gibt es über zwanzig Substanzen zur Behandlung der HIV-Infektion. Der Forschung ist es zu verdanken, dass HIV bei angemessener Therapie heute eine chronische Krankheit ist, HIV-positive Menschen eine hohe Lebensqualität und -erwartung haben.
Die Aufgaben der Forschung sind trotzdem unverändert gross. Zentrale Durchbrüche wie zum Beispiel die HIV-Impfung stehen aus, gleichzeitig entstehen durch die bisherigen Erfolge neue Herausforderungen, etwa was die langfristige Verträglichkeit der Therapie betrifft. Und auch die sozialwissenschaftliche Forschung sieht sich mit vielen offenen Fragen konfrontiert, kämpft jedoch mit kleiner werdenden Mitteln.
In der vorliegenden Ausgabe der Swiss Aids News werfen wir ein Schlaglicht auf einige der wichtigsten Forschungsthemen. Wir gehen unter anderem der Frage nach, welche neuen Wirkstoffe in der HIV-Therapie in absehbarer Zeit zu erwarten sind und für welche Patienten ihr Nutzen am grössten wäre, wir sprechen mit einer HIV-positiven Person, die selber zur Forschung beiträgt, indem sie an der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie (SHCS) teilnimmt, wir fragen nach dem Stand der Dinge bei den «grossen» Themen Heilung, Impfung und medikamentöse Prophylaxe, und wir zeigen, mit welchen Themen sich die sozialwissenschaftliche HIV-Forschung in der Schweiz aktuell beschäftigt. (Swiss Aids News Juli 2012)